Grußwort zum 70-jährigem Bestehen der Wirtschaftsschule Pelzl Schweinfurt am 26. September 2025

Sehr geehrter Herr Umhöfer,
sehr geehrter Herr Steinruck,
sehr geehrte Ehrengäste,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,

ein 70-jähriges Jubiläum ist weit mehr als nur ein runder Geburtstag. Es ist ein stolzes Zeichen für Beständigkeit und zugleich für die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Wer 70 Jahre erfolgreich besteht, hat nicht nur Tradition geschaffen, sondern auch immer wieder den Mut bewiesen, auf Veränderungen zu reagieren und neue Wege zu gehen.

Die private Wirtschaftsschule Pelzl beweist eindrucksvoll: Bildung ist mehr als ein Fundament – sie ist die Brücke zwischen Tradition und Zukunft, zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt, zwischen jungen Talenten und den Bedürfnissen unserer Gesellschaft. Durch die Vermittlung von beruflichen Qualifikationen erleichtert sie ihren Abschlussschülern die Suche nach einem Ausbildungsplatz und leistet somit seit Jahren einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Region Schweinfurt. Zu dem bemerkenswerten Geburtstag entbiete ich namens der Regierung von Unterfranken die besten Glückwünsche.

Seit ihrer Gründung vor 70 Jahren verfolgt die private Wirtschaftsschule Pelzl ein klares Ziel: nicht allein Wissen zu vermitteln, sondern junge Menschen zu befähigen, ihre Chancen wahrzunehmen, eigene Wege zu gestalten und verantwortungsvoll zu handeln – sei es in Wirtschaft und Verwaltung oder in sämtlichen Bereichen des Lebens.

An diese Folgen seines Tuns dachte Edmund Habermann sicherlich noch nicht, als er im Jahre 1953 damit begann, verschiedene kaufmännische Kurse und Lehrgänge für „strebsame“ Bürger aus Schweinfurt und den umliegenden Landkreisen anzubieten. Die Betriebe und Bürger, der von den harten Bombennächten des 2. Weltkriegs arg geschundenen Stadt, hatten sich gerade wieder auf den Weg gemacht, um ihre zerstörte Industrie und Infrastruktur wiederaufzubauen. Dafür brauchte man jedoch gut ausgebildete und sachkundige Fachkräfte, die mit ihrer Arbeitsleistung den sich langsam abzeichnenden wirtschaftlichen Aufschwung stützen und verstärken sollten. 

Der große Erfolg veranlasste ihn, eine reguläre Handelsschule in Schweinfurt zu gründen. Die Regierung von Unterfranken unterstützte diese Initiative und genehmigte im Januar 1955 den Betrieb einer zweijährigen Handelsschule in der Neutorstraße 24.

Unter dem neuen Schulnamen „Private Handelsschule Otto Pelzl“ wuchs die Schule auf 200 Schüler an und musste deshalb im September 1963 in die Hadergasse 40 umziehen. Nach der staatlichen Anerkennung im Jahre 1964 ging es unter der Leitung Otto Pelzls stetig voran. Bereits ein Jahr später wurde der Schule vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus die „Eigenschaft einer staatlich anerkannten Ersatzschule“ verliehen. Dies brachte sowohl für die Schule als auch für den Schulträger große Vorteile mit sich. Neben der besseren finanziellen Förderung fiel dabei besonders ins Gewicht, dass die Schule damit das Recht erhielt, (ich zitiere) „Zeugnisse zu erteilen, die die gleichen Berechtigungen (zu) verleihen, wie die der öffentlichen Schulen“. Dies stellte eine große Aufwertung der „Privaten Wirtschaftsschule Pelzl“ dar und führte ihr in großem Maße neue Schüler zu. Otto Pelzl passte deshalb auch organisatorisch sein Unternehmen den neuen Gegebenheiten an. In seine Ära fiel auch die Gründung des gemeinnützigen Schulvereins e. V., der seit 1971 die Trägerschaft innehat.

Als sich die deutsche Wirtschaft von der ersten großen Nachkriegsrezession erholte, war eines schnell klar: Dauerhaftes Wachstum ließ sich nur durch innovative Produkte und Dienstleistungen sichern. Für Wirtschaft, Verwaltung und nicht zuletzt für das Bildungssystem bedeutete diese Erkenntnis ein radikales Umdenken. Besonders die berufliche Bildung stand nun im Fokus – sie musste junge Menschen auf eine Arbeitswelt vorbereiten, die sich schneller wandelte als je zuvor.

Auch die traditionsreiche Handelsschule, die sich bereits große Verdienste in der Ausbildung kaufmännischen Nachwuchses erworben hatte, stellte sich dieser Herausforderung. Mit neuen Fächern wie Datenverarbeitung und Betriebsorganisation erweiterte sie ihr Angebot und bewies, dass Tradition und Fortschritt kein Widerspruch sein müssen. Sichtbares Zeichen dieser Neuausrichtung war die Umbenennung: Aus der ehrwürdigen Handelsschule wurde die Wirtschaftsschule – ein Name, der für Modernität, Praxisnähe und Zukunftsorientierung stand.

Das 70-jährige Jubiläum der Privaten Wirtschaftsschule Pelzl fällt in eine Zeit tiefgreifender Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt. Nicht mehr fehlende Ausbildungsplätze, sondern im Gegenteil der akute Fachkräftemangel prägen die wirtschaftliche Lage. Viele Betriebe suchen händeringend nach qualifizierten jungen Menschen, die Verantwortung übernehmen und die Herausforderungen von Digitalisierung, Globalisierung und demografischem Wandel bewältigen können. Gerade in dieser Situation zeigt sich der unschätzbare Wert einer praxisnahen und zukunftsorientierten Bildung – einer Bildung, die nicht allein Wissen vermittelt, sondern Fähigkeiten, Flexibilität und Zuversicht stärkt. Die Wirtschaftsschule Pelzl versteht es, junge Menschen gezielt auf die Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt vorzubereiten und Brücken zu schlagen zwischen Schule, Beruf und Gesellschaft.

Vor diesem Hintergrund hat die Bayerische Staatsregierung mit der Modularisierung „wirtschaftsschule.weitergedacht“ einen zukunftsweisenden Schritt unternommen. Damit knüpft die Wirtschaftsschule Pelzl an ihre Fähigkeit an, sich wie schon nach der ersten großen Nachkriegsrezession den neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Sie wird künftig noch flexibler und individueller aufgestellt sein – mit dem Ziel, jedes Kind, unabhängig vom bisherigen Weg, bestmöglich auf die Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft vorzubereiten. Eine engere Verzahnung von Theorie und Praxis sowie eine umfassende digitale Bildung – getragen von kontinuierlichem Lernen statt bloßem Prüfungsdruck – eröffnen neue Chancen für nachhaltige Erfolge. Denn gerade in Zeiten rasanter Veränderungen genügt es nicht mehr, Wissen nur weiterzugeben. Vielmehr gilt es, Lernräume zu schaffen, in denen Lernen, Denken und Handeln zu einem lebendigen Ganzen verschmelzen.

Die Wirtschaftsschule Pelzl kann mit berechtigtem Stolz auf ihre Bildungsarbeit, vom zweistufigen bis zum neuen sechsstufigen Zweig, in den vergangenen 70 Jahren zurückblicken und sich mit großer Gelassenheit den pädagogischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte zuwenden.

In diesem Sinne gratuliere ich Herrn Dominik Steinruck als Vertreter des Schulvereins auf das Herzlichste. Meine Gratulation verbinde ich mit Dank und der Anerkennung für den Schulleiter, Herrn StD i. P. Hartmut Umhöfer, und den engagierten Lehrerinnen und Lehrern, sowie allen Persönlichkeiten, die einen Beitrag zum Erfolg der Schule geleistet haben.

Ich bin überzeugt, dass die Private Wirtschaftsschule Pelzl auch in Zukunft ihre bedeutende Rolle in der Region Main-Rhön behaupten und die Schweinfurter Wirtschaft mit engagierten, motivierten und bestens ausgebildeten Nachwuchskräften bereichern wird. Der Schulleitung und dem Kollegium der Jubiläumsschule wünsche ich weiterhin eine glückliche Hand und viel Erfolg bei ihrer wichtigen pädagogischen Arbeit – damit die Schülerinnen und Schüler gerne zur Schule gehen und mit dem erworbenen Wissen und Können die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts selbstbewusst und erfolgreich meistern. 

Ltd RSchD

Uwe-Marc Lochner

 

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